Felix Späth beendet eine herausragende internationale OL-Karriere

Der 33jährige gebürtige Müsener Felix Späth (Tus Müsen/OLG Siegerland), der seit vielen Jahren in Schweden lebt und trainiert, hat seine internationale Karriere beendet. Diese dauerte 17 Jahre, in denen er sich über die Jugendnationalmannschaft zu einer festen Größe im internationalen OL entwickelte.

 

Er kann, insbesondere bei Welt- und Europameisterschaften, auf herausragende Staffelergebnisse zurückblicken. Die kleine Randsportart Orientierungslauf fristet in Deutschland ein Schattendasein. Anders sieht es beispielsweise in der Schweiz oder in Skandinavien aus. So zog es den gelernten Physiotherapeuten Felix Späth konsequenterweise 2010 in die Schweiz, von dort ging es ein paar Jahre später nach Schweden, immer mit dem Ziel, möglichst optimale Trainingsbedingungen zu haben.

 

Die heimischen Wälder killte zuerst Sturm Kyrill, dann fraß der Borkenkäfer die Wälder und die Trainingsbedingungen auf.

Als Startläufer der Deutschen Herrenstaffel war er seit Jahren die feste Größe und in der er maßgeblich zu den Erfolgen der letzten Jahre beitrug. So konnten die WM-Plätze 8 und 10 sowie der EM-Platz 8, immer in der gleichen Besetzung mit Felix Späth, Ole Hennseler (Dresden) und Bojan Blumenstein (Kassel), herausgelaufen werden. Um diese Leistung etwas einzuordnen: Ein 8. Platz gelang einer Deutschen Staffel letztmalig 1972; damals war es die Staffel der DDR. Die Konstanz dieser Deutschen Staffel ist einzigartig.

 

 

 

Neben den Erfolgen in der Nationalmannschaft konnte Felix weitere Erfolge und Leistungen erzielen, die als außergewöhnlich einzustufen sind:

 

Er gewann, als erster Deutscher, eine Etappe in der Herren-Elite beim schwedischen O-Ringen und belegte in der Gesamtwertung dieses 5-Tage-Laufs den 3. Platz. O-Ringen mit seinen 15.000 Teilnehmern gilt unter den Orientierungsläufern als das Wimbledon der Sportart. Bereits als Jugendlicher belegte Felix mit der Deutschen Jugendstaffel den 3. Platz bei der schwedischen Nacht Staffel Tio-Mila, in der 10 Läufer eingesetzt werden und bei der der ebenfalls Tausende Läufer am Start sind. Auch hier war es die erste Podestplatzierung einer mitteleuropäischen Staffel.

 

 

Felix konnte ebenfalls in einem skandinavischen Rennen bis auf wenige Sekunden Rückstand an den 12fachen französischen Weltmeister Thierry Guergiou heranlaufen. So nah kam ihm nie wieder ein Deutscher Läufer. Die riesigen skandinavischen Nachtstaffeln Tio-Mila in Schweden und die Jukola in Finnland mit zig Tausend Teilnehmern lief Felix ebenfalls. Aufgrund seiner Physis wurde er mehrfach auf der über 20km langen, fast schon sagenumwobenen Nachtstrecke (querfeldein im Dunkeln) der Tio-Mila eingesetzt.

 

 

 

Grundlage von Felix Erfolgen ist seine außerordentliche Physis. Bereits als Jugendlicher hatte er einen Motor verbaut, der einerseits eine Leistung wie ein Ferrari hat, andererseits aber einen kraftvollen Laufstil an den Tag legt, der eine Übersetzung und Kraft wie ein Traktor erfordert.

 

Sah man Felix bei Bahn- oder Straßenläufen, war man immer geneigt, ihm ein „langer Schritt“ hineinzurufen, denn er hob die Knie sehr hoch und hatte eher einen kurzen Schritt. Überträgt man diesen Laufstil jedoch in aufgeweichte, sumpfige Waldböden, krautige Wälder mit viel Unterbewuchs oder steile Hänge, dann wusste man, wo dieser Laufstil seine Stärken hat. Die Physis war entscheidend für die Position des Startläufers in Staffeln, wo es unabdingbar ist, vorne im Feld auf den Staffelpartner zu wechseln.

 

Wenn wir uns über Laufrouten auf der Karte unterhielten, zeigte Felix Routen auf, die ich nie hätte laufen können, so kraftintensiv waren die. Wenn er einfach den Berg quer runterbolzte, auf der anderen Seite wieder schnurstraks den Berg hoch, dann kam für mich eigentlich nur die Höhenmeter sparende Variante außen rum in Frage. Aber Felix konnte das laufen.

 

Felix gelang es über Jahre, Beruf und Leistungssport zu vereinbaren, auch das ist sicherlich keine Selbstverständlichkeit.

Bis 2009 war ich recht nah an Felix dran, danach, durch meinen und Felix Umzug, durch andere Prioritäten verlor der Sport zumindest für mich an Wichtigkeit. Dennoch war ich natürlich, gerade bei Weltmeisterschaften immer heiß wie Frittenfett auf die Ergebnisse. So lief Felix gerade einen WM-Sprint, als ich im Auto zu einem Termin fuhr und gleichzeitig Autofahren in der Baustelle rund um den berühmten Stuttgarter Bahnhof S21 und WM-Sprint auf dem Handy verfolgen unter einen Hut bringen musste.

 

Neben den ganzen sportlichen Erfolgen sind die vielen Reisen in auch mal recht unbekannte Länder, die intensiven Landschaftserlebnisse in wilden Regionen und die gleichgesinnten Menschen sicherlich Erlebnisse, die lange über die aktive Karriere hinauswirken werden.

 

Felix war schon immer mit Haut und Haaren OLer und setzte bereits als Jugendlicher neue Impulse in unserem Training. Er war es, der einen so genannten „Schmetterling“ als Bahn im Training plante und umsetzte: Hierdurch kann ein z.B. orientierungstechnisch interessantes OL-Gelände intensiver durch eine geschickte Bahnlegung genutzt werden. Wir „Alten“ gärten wohl schon zu lange in unserem eigenen Saft, um auf diese Idee zu kommen.

 

Felix: Wahnsinn! Eine ganz tiefe Verneigung vor diesen Leistungen.

 

5x WM (2021: 8. Staffel, 2020: 10. Staffel)

3x EM (2024: 8. Staffel)

2x Jugend-EM (19. Sprint, 10. Staffel)

1x Junioren-WM

3. Platz Jugend Tio-Mila (erste Podestplatzierung einer mitteleuropäischen Staffel)

Etappensieg O-Ringen (15.000 Teilnehmer) in der Herren-Elite (erster Deutscher)

3. Platz Gesamtwertung O-Ringen (15.000 Teilnehmer)

Deutscher Meister Sprint

4. Platz Jugend-Europacup Sprint 2009

Sportler des Jahres Westfälischer Turnerbund 2009

 

Neben seiner OL-Karriere war Felix auch ein guter Läufer. Über 3000m Hindernis war er 9. bei den deutschen Jugendmeisterschaften und gehörte zur erweiterten deutschen Spitze. Im Sommer 2009 entschied Felix, nicht mehr zweigleisig in Leichtathletik und OL zu fahren, sondern sich auf den OL zu spezialisieren.

 

Wir/ich haben Felix da nicht reingeredet, es war seine Entscheidung. Nur mit der richtigen Einstellung, dem richtigen Willen und der dazugehörigen Lust bist du gut. Mit Zwang erreicht man sicher gar nichts. Dies ist also die Vorgeschichte für den kurzen Schlagabtausch, der sich in Berlin 2009 abspielte. Ich war mit zwei Bekannten bei der Leichtathletik WM in Berlin. Wir hatten einen grandiosen Tag erwischt: 2. Tag Zehnkampf, der tschechische Zehnkämpfer Tomas Dvorak wurde frenetisch verabschiedet, Caster Semenya, ob nun Mann oder Frau, die 800m Läuferin, hatte ihre Siegerehrung und ein gewisser Usain Bolt zauberte, ob nun mit oder ohne Zaubertrank, seinen 200m Weltrekord auf die blaue Berliner Bahn.

 

Nach diesem wahnsinnigen Tag trafen wir abends auf einen Siegerländer, den Vater einer Läuferin aus Felix LA-Laufgruppe. Dieser hatte bereits einige Bier eingeworfen, als wir ihn trafen. Er fing fast direkt an, mich zu beschimpfen: Wir würden Felix Karriere wegschmeißen, was der denn bei dem OL wolle, der müsse bei der Leichtathletik bleiben… so ging es in einem fort, mit teilweisen Beschimpfungen unter der Gürtellinie.

 

Da ich reinen Gewissens war, es war Felix Entscheidung, auch in anderen Sportarten kann es eine erfüllende Karriere geben, und Leichtathletik finde ich persönlich ja ganz nett zum Zuschauen, aber auf Dauer nur auf einer wahlweise roten oder blauen Bahn im Kreis zu rennen, finde ich persönlich ein bissle langweilig…

…aber das ist meine Meinung…

Natur, Abwechslung, Felsen, Sümpfe, herrliche Wälder finde ich eher erstrebenswert.

 

Um nun, 15 Jahre später auf die Behauptung des Vaters zu antworten, dass wir die Karriere von Felix torpedieren, kann ich nun beruhigt antworten:

 

„Nö.“

Riesiger Motor, kraftvoller Laufstil: Auf der Bahn oder der Straße ein kurzer Schritt, im Sumpf, an steilen Anstiegen oder bei viel Unterbewuchs: Da braucht man diesen Kniehub.

WM-Staffel 2021 in Tschechien: Felix unterwegs im Felsenlabyrinth

WM 2021 in Tschechien: Felix wechselt als Startläufer auf Ole Hennseler

WM-Staffel 2020 in Norwegen


Felix sichert den Staffelsieg beim Jugendländerkampf 2008

Nacht-OL-Training in Litauen 2008

WM 2016 in Schweden: Hungerast & Krämpfe über die Langdistanz


WM 8. 2021 in Tschechien

Der letzte Staffel-Coup: Platz 8 bei der EM mit Felix Späth, Bojan Blumenstein, Ole Hennseler