Vereinsgeschichte


Anfangsjahre

Die Anfangsjahre des Vereins liegen im Dunkeln, da die Gründungsunterlagen dem Brand des Jahres 1893 samt der Vereinsfahne aus dem Jahr 1892 zum Opfer fielen. Aus mündlichen Überlieferungen muss der 1. April des Jahres 1882 als Gründungsdatum angenommen werden. Mit den Statuten aus dem Jahr 1892 gründet sich der Turnverein zu Müsen auf der Basis des „Grundgesetzes der Deutschen Turnerschaft“ aus dem Jahre 1875. Aufgenommen wurden Männer und jugendliche Männer als Turnschüler, nach dem sich der Vorstand über „die Persönlichkeit desselben“ erkundigt hatte.

Vorhandene Aufzeichnungen von den 1. Statuten des Vereins
Vorhandene Aufzeichnungen von den 1. Statuten des Vereins

Turnvater Jahn

Stahlberg mit alter Turnhalle (Magazin)
Stahlberg mit alter Turnhalle (Magazin)

Die Vereinsgründung fällt in eine Zeit, in der in Deutschland das Gefühl der nationalen Identität mit einem ausgeprägten Gemeinschaftsgefühl und den Freiheitsidealen des Turnvaters Jahn gepaart mit einem vaterländischen Stolz zusammentrafen. So diente die Leibesertüchtigung auch der militärischen Vorbereitung, was man daran erkennen konnten, dass zum Wehrdienst Einberufene besondere Übungsstunden von den Veteranen erhielten. Unter diesen Vorgaben hatte man auch im Kaiserreich nichts gegen turnerische Betätigungen, da man zudem wusste, dass das Vereinsleben den Zusammenhalt und das Gemeinschaftsgefühl stärkt. So wurden die Rekruten zu Botschaftern des Vereins und des Heimatortes und genossen ein besonderes Ansehen, das sich darin wiederspiegelte, dass man die Rekruten in Vereinsversammlungen verabschiedete und zurückkehrende Reservisten im Verein wieder ehrenvoll begrüßte.

 

§ 1 der Vereinsstatuten
§ 1 der Vereinsstatuten

Turnkultur

Das gesellige Zusammenleben wurde auch schon damals von den Mitgliedern begrüßt, da der Verein jährlich mehrere Vereinsfeiern mit Gesang, Theatervorführungen und Tanzbelustigungen veranstaltete. Hierfür zahlten die Turner einen ermäßigten Eintrittspreis, eine Dame hatte freien Eintritt. Man legte großen Wert auf sittliches und moralisch einwandfreies Verhalten, denn fehlerhafte Gesinnung und vereinswidriges Verhalten führte zum Ausschluss aus dem Verein.

Frauenriege vor der Turnhalle
Frauenriege vor der Turnhalle
Turnplatz 1928
Turnplatz 1928

Kriegsjahre

Der Verein unterstützte Turnkameraden und deren Angehörige, die in Not gekommen waren. Dies war besonders in der Zeit des ersten Weltkrieges nötig, da 90 Vereinsmitglieder an dem Krieg teilnehmen mussten und 23 den Krieg nicht überlebten. Nach dem Kriegsende lebte die Vereinsarbeit erstaunlich schnell wieder auf und die Turner des Vereins errangen allein 24 Preise. Die Leitung der Grube Stahlberg erlaubt Schwimmübungen im Hüttenweiher, dem heutigen Freibad, der Verein stellt Sprunggeräte auf   und errichtet mit dem Jugendring Müsen–Dahlbruch Umkleideräume für Schwimmer und Nichtschwimmer. Zwischenzeitlich hatte die Inflation das Vereinsvermögen aufgezehrt und der Verein kämpfte mit internen Schwierigkeiten. 

Wilhelm Jung am Barren 1932
Wilhelm Jung am Barren 1932

Mit dem Jubiläumsjahr 1932 waren die Schwierigkeiten längst überwunden und der Bau der neuen Vereinsturnhalle brachte wieder den alten Schwung zurück. Im Jahr 1934 griff auch die national-sozialistische Gewaltherrschaft in das Vereinsleben ein. Die Deutsche Turnerschaft wurde aufgelöst und als Fachverband im Reichsbund für Leibesübungen zwangsvereinigt, der 1. Vorsitzende erhielt den Rang des Vereinsführers, der Vorstand wurde nicht mehr gewählt, sondern vom Vereinsführer eingesetzt und nannte sich Führerring. Auch unter diesen politischen Rahmenbedingungen ging das Vereinsleben weiter und ein gewisses Eigenleben konnte erhalten bleiben. Ein Turn- und Sportfest des Unterkreises im Jahr 1939 fand in Müsen statt und noch im Juli 1944 wurde eine Familienfeier des Vereins durchgeführt.

Neuordnung und Wiederaufbau

Turner vor der Halle 1957
Turner vor der Halle 1957

Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Verein praktisch aufgelöst und die Halle konfisziert, jedoch gründete sich der Verein im November 1945 neu und die Halle wurde wieder freigegeben. Das Vereinsleben wurde in dieser Zeit zunehmend von den turnerischen Aktivitäten der Frauen geprägt. Turnübungen, die alle möglichen Bewegungswettkämpfe und –spiele beinhalteten, wandelten sich zunehmend in Spezialdisziplinen. 

von kurz nach früher bis heute...

100 Jahre TuS Müsen im Jahre 1882
100 Jahre TuS Müsen im Jahre 1882

In den folgenden Jahren erweiterte sich das Spektrum der Vereinsaktivitäten um Tanzen, Singen, Wandern und Spiel und kam der Tradition der Gründerjahre wieder nahe. Daraus erwuchsen Abteilung wie TGW, Lauftreff und Orientierungslauf. Auch in diesen Disziplinen errangen die Mitglieder des Vereins beachtenswerte Erfolge.  

Diese Tendenz ist bis heute ungebrochen und zeigt die Vielseitigkeit des Vereins und seine Fähigkeit auf individuelle Anforderungen einzugehen.

Heute treffen sich regelmäßig 30 Abteilungen zu sportlichen Aktivitäten unter der ursprünglichen Gründungsidee, die uns im modernen Gewand erscheint und häufig von Vielen so nicht wiedererkannt wird.